5.5.06

Pere Ubu - The Modern Dance

The Modern Dance
Père Ubu (auf Deutsch "Vater Ubu") ist eine Figur des französischen Schriftstellers Alfred Jarry. Père Ubu begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als Jarry noch zur Schule ging, einigermaßen harmlos als Verulkung von Lehrern. Nach und nach entwickelte sich Père Ubu zu einem ungebildeten, rotzfrechen und überaus brutalen König, der eine Miliz schafft und von dieser seine gesamten Gegner pfählen oder "enthirnen" läßt.

Wenn sich daher eine amerikanische Punkband aus Cleveland, Ohio, in den siebziger Jahren Pere Ubu nennt, läßt das gewisse Schlüsse zu, die von Songtiteln wie Life Stinks durchaus bestätigt werden. Liebhabern von Pop-Musik, romantischen Balladen, Fahrstuhlmusik usw. kann nur geraten werden, einen großen Bogen um diese Gruppe zu machen.

Nach dieser langen Vorrede endlich zu dem Album. The Modern Dance ist die erste LP der Gruppe und wurde 1977 aufgenommen. Da die Besetzung von Pere Ubu sich praktisch jedes Jahr änderte und darüber hinaus viele Mitglieder der Gruppe auch in anderen Bands gespielt haben möchte ich hier kurz die damaligen Mitglieder der Gruppe vorstellen:

David Thomas (Gesang und Musette)
Tom Herman (elektrische Gitarre)
Scott Kraus (Schlagzeug)
Tony Maimone (Bass)
Allen Ravenstine (Keyboards und Saxophon)

Peter Laughner hatte die Gruppe zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen, er ist jedoch der Autor von Life Stinks, die übrigen Stücke stammen von den Mitgliedern der Gruppe.

Die Musik geht von den beinahe konventionellen Rocksongs Non-Alignment Pact und Life Stinks (die jedoch ein gehöriges Maß an Kakophonie aufweisen) bis zu dem fast schon free-jazz-mäßigen Sentimental Journey mit auf den Boden geworfenen Glasflaschen, von denen lustigerweise einige ganz bleiben. In einigen Stücken findet man sogar einen stetigen Wechsel von eher strukturierten und eher chaotischen Passagen.

Im allgemeinen sind es vor allem Thomas und Ravenstine, die die Mißklänge beisteuern, von denen sich Kraus, Herman und Maimone sich überhaupt nicht aus dem Konzept bringen lassen. Hermans E-Gitarre dient dabei hauptsächlich als rythmisches Element, da nur Over my Head und Humor me Gitarrensolos enthalten. Mir gefällt neben David Thomas' schrägem Gesang insbesondere Tony Maimones präziser und melodiöser Bass, der unter anderem auch auf zwei Solo-Alben von Bob Mould zu hören ist.

2 Kommentare:

Clear Green Vinyl hat gesagt…

Er kommt spät aber er kommt, der Kommentar :-D Ich wußte also wirklich so gut wie gar nichts über diese Band, dachte sogar zeitweise, das wär ein Solokünstler und habs irgendwie mit Burt Bacharach verbunden (wieso nur?! :-D) Aber jetzt bin ich ja schlauer und auch ganz schön neugierig! Welche Bandvergleiche könnte man denn ziehen (also jetzt für dieses spezielle Album)? Ich stell es mir irgendwie im Moment als eine Mischung aus Plastic Bertrand und den Neubauten vor, auch wenn ich damit vermutlich total falsch liege!

damospace hat gesagt…

@clear green vinyl: Der Neubauten-Vergleich geht schon in die richtige Richtung, aber warum Plastic Bertrand??? Man könnte Pere Ubu auch mit Captain Beefheart oder den Reggaeaufnahmen von The Clash vergleichen...